Mit Covid-19 immer noch im Nacken – gerade steigen die Infektionszahlen wieder dramatisch an – und der Ungewissheit, wann es uns trotz vierfacher Impfung doch noch erwischt, erweist sich das Backen trostspendender Kekse weiterhin als äusserst hilfreich.
In der Regel müssen Kekse entweder Schokolade, Nüsse, Erdnussbutter oder „all of the above“ enthalten, damit ich Lust habe, sie zu backen. Mit einer Ausnahme: Snickerdoodles! Diese klassischen, neuenglischen Cookies verführen einzig und allein durch ihre knusprig-mürbe Konsistenz – und gaaanz viel Zimt.
Woher der ulkige Name kommt, ist nicht ganz klar. Das Oxford English Dictionary vermutet eine Kombination aus dem schottisch-englischen „Snicker“ (Kichern) und dem deutsch-englischen „Dudel/Doodle“ (Dummkopf). Neuengländer sollen sowieso eine Vorliebe für schräge Keksnamen haben.

Für die besonders zarte Krume sorgt Weinstein („Cream of Tartar“). Dieses Nebenprodukt bei der Weinherstellung ist eine übliche amerikanische Backzutat, die oft zur Stabilisierung von steifgeschlagenem Eiweiss dient, aber auch in anderen Gerichten Verwendung findet.
Während das säuerliche Pulver in den USA in jedem Supermarkt erhältlich ist, kennt man in Deutschland zwar Weinsteinbackpulver, eine Mischung aus Weinstein und Backnatron, aber reinen Weinstein bekommt man nur entweder in der Apotheke oder muss es online bestellen.
Doch wenn ihr öfters amerikanische oder englische Rezepte ausprobiert, lohnt sich die Anschaffung – das Pulver hält ewig, und meist werden nur kleine Mengen gebraucht.

Mein Rezept „Best Snickerdoodles“ (aus dem Magazin Bon Appétit) war Sieger eines Geschmackstests, bei dem die Foodie-Website Kitchn vier der beliebtesten Snickerdoodle-Rezepte gebacken und verkostet hatte. Ich habe allerdings die Zuckermenge im Teig um 25% reduziert – die Kekse sind definitiv süss genug.
Ich liebe diese Tests von Kitchn, habe etliche der siegreichen Rezepte nachgebacken (oder -gekocht) und vergleiche sie zum Spass dann manchmal noch mit einem Rezept, das mir besonders gut gefällt, wie etwa beim Banana Bread.
SNICKERDOODLES (adaptiert von „Bon Appétit“)
(16-17 Kekse)
163 g Weizenmehl Typ 405
4 g/1 TL Weinstein (Apotheke oder Online)
½ TL Backnatron
1 g Salz
113 g Butter, geschmolzen und etwas abgekühlt
42 g brauner Zucker
75 g weisser Zucker
½ Vanilleschote, Mark (oder 1 TL Vanilleextrakt)
1 Ei Gew. Kl. M (Zimmertemperatur)
ZIMT-ZUCKER
1 EL weisser Zucker
1/2 EL Zimt

In einer kleinen Schüssel Mehl, Weinstein, Backnatron und Salz gut vermischen (Schneebesen).

In einer mittelgrossen Schüssel mit dem Handrührgerät (oder im Standmixer) geschmolzene Butter und beide Zuckersorten auf mittlerer Stufe gut verrühren.

Vanillemark (oder -extrakt) und Ei dazugeben und weiter mixen, bis die Mischung heller wird, sich verdickt und in Bändern von den Quirlen tropft (ca. 3 Minuten).

Mixer auf niedrigste Stufe herunterschalten. Mehlmischung in 3 Portionen dazugeben und nur so lange unterrühren, bis gerade eben keine trockenen Mehlspuren mehr zu sehen sind.
Teig bei Zimmertemperatur mindestens 30 Minuten lang ruhen lassen.
Inzwischen den Ofen auf 200°C vorheizen. 2 Backbleche mit Backpapier belegen.

Zimt und Zucker in einer kleinen Schüssel mischen und bereitstellen.
Den (recht weichen) Teig mit einem Keksportionierer oder 2 Esslöffeln in 16-17 Portionen aufteilen. Mit den Händen zu kleinen Bällen rollen. Kugeln im Zimtzucker wälzen, bis sie überzogen sind.

Teigbällchen in 7.5 cm Abständen auf die vorbereiteten Backbleche setzen. Nicht flachdrücken – sie laufen sehr auseinander! (Ich hätte lieber nicht versuchen sollen, alle auf ein Blech zu bekommen). Mit restlichem Zimtzucker bestreuen.
Kekse backen, bis die Ränder leicht gebräunt und fest sind, und die Mitte zwar etwas aufgepufft, aber noch weich ist (8–10 Minuten).

Snickerdoodles 10 Minuten lang auf dem Backblech abkühlen lassen, dann auf ein Kuchengitter setzen und ganz auskühlen lassen.
TIPP: Roher Keksteig kann bis zu 3 Tagen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Vorm Portionieren und Backen erst auf Zimmertemperatur erwärmen lassen.

Klingt sehr köstlich- Zimt mag ich zu jeder Jahreszeit.
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Oh, ich wusste gar nicht, dass Weinsteinbackpulver, hiesiges, nicht dasselbe wie „Cream of tartar“ ist. Vielleicht bestell ich mal was. Snickerdoodles habe ich über das wundervolle „Bravetart“-Backbuch lieben gelernt. Tolles Rezept!
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Danke! Ja, ich hab mich auch erstmal bei Wikipedia schlau gemacht, weil ich auch nicht wusste, ob da ein Unterschied zum Weinsteinbackpulver besteht.
„BraveTart“ besitze ich auch, und habe etliche von Stella Parks Rezepten nachgebacken. Ich mag besonders gern ihre Trail-Mix-Cookies. Ich reduziere allerdings die Zuckermengen um 25-30% (geht problemlos), weil mir die Kekse sonst zu süß sind.
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Tip zum käuflichen Erwerben von Weinsteinpulver:
…mal bei Onlineshops schauen, die Beizmittel zum Pflanzenfärben von Wolle anbieten. Weinstein bzw. Weinsteinrahm (Cremor tartari) ist eine traditionelle Beize für Wolle.
Es ist für relativ kleines Geld in Lebensmittelqualität erhältlich, und die 100g-Dose sollte theoretisch ewig halten. 😉
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Danke für den Tipp, Dörte. Das Weinstein auch als Beize für Wolle verwendet wird, ist ja interessant.
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